Nachruf für Horst Oschmann – Im BRK Dachau geht eine Ära zu Ende

Er war die lebendige Rotkreuzgeschichte und in seiner menschlichen Art war er die Verkörperung des Rotkreuzgedankens. Nun ist Horst Oschmann, der ehemalige Kreisgeschäftsführer des Roten Kreuzes in Dachau, am 19. Juni mit 96 Jahren ganz plötzlich verstorben.

Der ganze Kreisverband trauert um ihn. Der BRK-Kreisvorsitzende Bernhard Seidenath betont: „Wir alle sind zutiefst ergriffen. Horst Oschmann war für uns ein Vorbild, er war das Aushängeschild unserer Rotkreuzfamilie und bis zuletzt ein kompetenter Ansprechpartner, vor allem auch ein wandelndes Lexikon, was die Historie des Kreisverbandes betrifft. Mehr als 70 Jahre Dachauer Rotkreuzgeschichte sind nun zu Ende gegangen. Wir sind alle sehr traurig.“ Seidenaths Stellvertreterin Angelika Gumowski kämpfte mit den Tränen, als sie die traurige Nachricht verbreitete. Im Bereich Wohlfahrts- und Sozialarbeit hatte sie bis zuletzt Kontakt mit Horst Oschmann.  Sie berichtete: „Ich habe kürzlich noch beim Senioren-Nachmittag mit ihm getanzt.“

Der BRK-Kreisgeschäftsführer Dennis Behrendt schließt sich an: „Horst Oschmann war ein echter Rotkreuzler. Er hat den Kreisverband Dachau in einer schwierigen Zeit aufgebaut und geprägt. Er hat schon früh vieles auf den Weg gebracht und die Wurzeln für all das gelegt, was das Rote Kreuz in Dachau heute ausmacht. Unter seiner Führung sind Haupt- und Ehrenamt gemeinsam gewachsen.“

Zu seinem 95. Geburtstag am 26. März 2024 hatte der BRK-Kreisverband Horst Oschmann mit einem Empfang im Rotkreuzsaal geehrt. Honoratioren aus Stadt und Landkreis, die früheren Notärzte Dr. Rolf Sewering und Dr. Enzo Amarotico sowie Führungskräfte und Mitarbeitende aus Haupt- und Ehrenamt, Freunde, Weggefährten und Unterstützer machten dem rüstigen Jubilar ihre Aufwartung. Seine wertschätzende Art gegenüber allen Menschen stand auch im Mittelpunkt dieser Feier. Sie zeichnete ihn bis zuletzt aus.

Horst Oschmann wurde am 26. März 1929 in Suhl in Thüringen geboren. 1952 kam er nach Karlsfeld und engagierte sich ab 1954 ehrenamtlich beim Roten Kreuz. Dort blieb er hängen, denn aus dem Ehrenamt wurde schon bald eine hauptamtliche Anstellung als Verwaltungsangestellter. In Doppelfunktion arbeitete er auch im Rettungsdienst, denn er hatte einen Führerschein, was damals keine Selbstverständlichkeit war. Der Führerschein war die wichtigste Voraussetzung für den Rettungsdienst. Die Ausbildung als Rotkreuzler folgte und das BRK ließ Horst Oschmann nicht los: 1973 wurde er zum Kreisgeschäftsführer befördert und blieb dies bis 1994. In dieser Funktion begleitete er die Veränderungen und das Wachstum des Roten Kreuzes in Dachau. Darunter fiel die Einführung des Rendezvous-Systems mit einem hinzugezogenen Notarzt, der Bau des Rotkreuzhauses an der Amper und der Bau der Rettungswache in Gröbenried. Ein Meilenstein war 1973/74 das neue Rettungsdienstgesetz. Es bedeutete den totalen Umbruch, denn damit lag fortan die Verantwortung für den Rettungsdienst bei den Landkreisen. Die Rettungsstandorte Dachau, Fürstenfeldbruck, Landsberg am Lech und Starnberg wurden nun von einer Rettungsleitstelle aus gesteuert. Die Zahl von bisher acht Ehrenamtlichen im Rettungsdienst wurde schlagartig auf 35 Mitarbeiter erhöht. Der Ausbildungsberuf des Rettungssanitäters war geboren und das Ehrenamt wurde aufgrund der steigenden Anforderungen mehr und mehr durch hauptamtliche Mitarbeiter abgelöst. Diese Anfänge waren auch durch die Gebietsreform 1972 stark geprägt. Altomünster, das bis dahin zum Landkreis Aichach gehörte, wurde Dachau zugeschlagen und das Einsatzgebiet vergrößerte sich somit nochmals. „Horst Oschmann hat für die Entwicklung unseres BRK-Kreisverbandes Weichen gestellt und bis heute menschlich Zeichen gesetzt. Sein Tod macht uns alle unendlich traurig. Aber wir sind auch tief und von Herzen dankbar, dass wir ihn hatten“, sind sich Seidenath, Gumowski und Behrendt einig.

Foto: Aufnahme von Horst Oschmann auf der letzten Mitgliederversammlung des Braxenclubs