Dachau – Ein halbes Jahrhundert Rotkreuzgeschichte lebte da plötzlich wieder auf. Zu seinem 95. Geburtstag wurde der frühere Dachauer BRK-Kreisgeschäftsführer Horst Oschmann mit einem Empfang geehrt. Im Rotkreuzsaal trafen sich Vorstandsmitglieder, darunter Oberbürgermeister Florian Hartmann, Altbezirkstagspräsident Josef Mederer und die früheren Notärzte Dr. Rolf Sewering und Dr. Enzo Amarotico, sowie Führungskräfte und Mitarbeitende aus Haupt- und Ehrenamt, Freunde, Weggefährten und Unterstützer, wie der VR-Bankvorstand Klaus Berger, um dem rüstigen Jubilar bei einem Weißwurstfrühstück ihre Aufwartung zu machen.
Der BRK-Kreisvorsitzende Bernhard Seidenath begrüßte alle als eine „große Rotkreuzfamilie“, deren Zusammenhalt beispielhaft sei. Dem Jubilar Horst Oschmann überbrachte er auch die besten Glückwünsche der Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, Gerda Hasselfeldt, und des gesamten Präsidiums in Berlin. Seidenath würdigte Horst Oschmann als einen echten Rotkreuzler, der den Kreisverband Dachau in einer schwierigen Zeit aufgebaut und geprägt hat. Er sagte: „Lieber Herr Oschmann, Sie haben damals vieles auf den Weg gebracht und die Wurzeln für all das gelegt, was das Rote Kreuz in Dachau heute ausmacht.“
Horst Oschmann wurde am 26. März 1929 in Suhl in Thüringen geboren. 1952 kam er nach Karlsfeld und engagierte sich ab 1954 ehrenamtlich beim Roten Kreuz. „Dort bin ich dann hängengeblieben“, berichtete Horst Oschmann, denn aus dem Ehrenamt wurde schon bald eine hauptamtliche Anstellung als Verwaltungsangestellter. In Doppelfunktion arbeitete er auch im Rettungsdienst. „Ich hatte einen Führerschein“, so Horst Oschmann. Der war nämlich damals die wichtigste Voraussetzung für den Rettungsdienst. Die Ausbildung als Rotkreuzler folgte. Das BRK ließ Horst Oschmann nicht los, 1973 wurde er zum Kreisgeschäftsführer befördert und blieb dies bis 1994. In dieser Funktion begleitete er die Veränderungen und das Wachstum des Roten Kreuzes in Dachau. Darunter fiel die Einführung des Rendezvous-Systems mit einem hinzugezogenen Notarzt, der Bau des Rotkreuzhauses an der Amper und der Bau der Rettungswache in Gröbenried. Ein Meilenstein war 1973/74 das neue Rettungsdienstgesetz. „Es bedeutete den totalen Umbruch“, berichtete Oschmann. Denn damit lag fortan die Verantwortung für den Rettungsdienst bei den Landkreisen. Die Rettungsstandorte Dachau, Fürstenfeldbruck, Landsberg am Lech und Starnberg wurden nun von einer Rettungsleitstelle aus gesteuert. Die Zahl von bisher acht Ehrenamtlichen im Rettungsdienst wurde schlagartig auf 35 Mitarbeiter erhöht. Der Ausbildungsberuf des Rettungssanitäters war geboren und das Ehrenamt wurde aufgrund der steigenden Anforderungen mehr und mehr durch hauptamtliche Mitarbeiter abgelöst. Auch Josef Mederer erinnerte sich an diese Anfänge, die auch durch die Gebietsreform 1972 stark geprägt waren. Altomünster, das bis dahin zum Landkreis Aichach gehörte, wurde Dachau zugeschlagen und das Einsatzgebiet vergrößerte sich somit nochmals. Für Horst Oschmann ist das Rote Kreuz in Dachau bis heute ein wichtiger Pfeiler in seinem Leben. „Es hat mir immer viel bedeutet“, sagte er. Der BRK-Kreisgeschäftsführer Dennis Behrendt betonte, dass er mit Horst Oschmann untrennbar den Begriff der Wertschätzung verbinde, eine Fähigkeit, die immer wichtiger werde. „Auch heute umgibt Sie noch eine Aura der Wertschätzung, und zwar in beide Richtungen. Sie strahlen eine starke Wertschätzung für die Menschen im BRK aus und werden im Gegenzug ebenso als langjähriger Rotkreuzler wertgeschätzt“, so Behrendt. Er sagte weiter: „Ich bin froh, dass Sie uns bis heute so eng verbunden sind. Unter Ihrer Führung sind Haupt- und Ehrenamt gemeinsam gewachsen.“