Sozialministerin Ulrike Scharf und BRK-Präsidentin Angelika Schorer besuchen die Dachauer Tafel – Tafeln stoßen zunehmend an ihre Grenzen

Dachau – Als die Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales,Ulrike Scharf, die Dachauer Tafel besuchte, war sie tief beeindruckt und informierte sich eingehend.

Die Sozialministerin war in Begleitung der BRK-Präsidentin Angelika Schorer, den beiden Landesbeauftragten der Wohlfahrts- und Sozialarbeit im Bayerischen Roten Kreuzes, Gertrud Friess-Ott und Bernhard Peterke sowie dem Vorsitzenden des BRK-Kreisverbandes Dachau Bernhard Seidenath und seiner Stellvertreterin und Leiterin der Gemeinschaft Wohlfahrts- und Sozialarbeit, Angelika Gumowski. Scharf richtete sich an die Tafelleiterin Edda Drittenpreis: „Die Tafeln sind Leuchttürme des Ehrenamts! Die Leistung der Ehrenamtlichen ist von unschätzbarem Wert für das Miteinander und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. In der Dachauer Tafel wird dieses Engagement täglich gelebt.“

Anlass des politischen Besuches ist die Tendenz, dass die Tafeln zunehmend an ihre Grenzen stoßen. Im Jahr 2022 waren nach ersten Ergebnissen des Mikrozensus insgesamt 20,9 Prozent der Bevölkerung in Deutschland von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen. Diese Tendenz bestätigte auch Edda Drittenpreis, doch fängt sie die Überlastung mit einem zweiten Ausgabetag in der Woche und einem sehr motivierten Team erfolgreich ab. „Wir haben zum Glück auch sehr viele treue Spender, die uns seit Jahren sehr großzügig unterstützen“, berichtete sie.

Ulrike Scharf ließ sich auf ihrem Rundgang durch die Räume an der Brunngartenstraße die Abläufe erklären und interessierte sich auch für Zahlen: „In diesem Jahr haben unsere 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits 20.000 ehrenamtliche Stunden geleistet“, berichtete Edda Drittenpreis. In der kleinen Küche, wo Heiner Weiß frische Crepes für die andere Helferinnen und Helfer zubereitete, informierte sich Ulrike Scharf eingehend. Begeistert war sie vom umfangreichen Angebot des Weihnachts-Schnäppchenmarktes im ersten Stock – eine Erfolgsgeschichte. Die Leiterin Brigitte Solleder berichtete stolz: „Seit 18. November hatten wir hier 2.700 Kundinnen und Kunden. Einkaufen können hier alle Bürgerinnen und Bürger – der Erlös kommt direkt der Tafel zugute.“  Egal ob Arbeitssuchende, Alleinerziehende, Rentner und Rentnerinnen oder Geflüchtete - sie alle finden bei der Tafel Lebensmittel und sichern damit ihre Existenz. Die Tafeln sammeln qualitativ einwandfreie Lebensmittel, die im Wirtschaftsprozess nicht mehr verwendet werden, und verteilen sie an sozial und wirtschaftlich benachteiligte Menschen. Immer mehr Menschen sind auf diese Unterstützung angewiesen. „Der große und weiter steigende Andrang, den die Tafeln in den letzten Monaten erlebt haben, lässt allerdings aufhorchen und ist alarmierend. Diese Einrichtungen sind für viele Menschen in unserer Gesellschaft eine große Hilfe, stoßen aber zunehmend an ihre Belastungsgrenzen“, gab BRK-Präsidentin Angelika Schorer zu bedenken. Die Landesbeauftragte der BRK-Gemeinschaft Wohlfahrts- und Sozialarbeit, Gertrud Friess-Ott, ergänzte: „Die Geldspenden gehen zurück und auch die Lebensmittelspenden nehmen in Quantität und Qualität deutlich ab. Zwar ist die Situation in der Dachauer Tafel erfreulicherweise deutlich besser, was nicht zuletzt auch auf den intensiven Einsatz der Tafelleitung zurückzuführen ist, jedoch ist insgesamt ein Rückgang festzustellen. Gleichzeitig wirkt sich die gesamtgesellschaftliche Situation auf die Bedürftigkeit der Menschen aus und wir sehen täglich, wie die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinander geht. Fakt ist, dass Armut in Deutschland auch eine Frage des Alters und des Geschlechts ist: Auffallend viele Frauen im Rentenalter sind entweder armutsgefährdet oder leben in Armut.“

Am Ende des Rundganges unterstützten Ulrike Scharf, Bernhard Seidenath und Angelika Schorer das Tafel-Team bei der Ausgabe der Lebensmittel. Seidenath betonte: „Für die Wertschätzung der Arbeit der Dachauer Tafel, die durch den heutigen hochkarätigen Besuch zum Ausdruck kommt, sind wir überaus dankbar. Das ist eine hohe Anerkennung für die - rein ehrenamtliche - Arbeit von Edda Drittenpreis, Albert Solleder und ihrem gesamten Dachauer Tafel-Team! Dieses Team ist eine große Familie, gemeinsam wird hier in der Brunngartenstraße ein wichtiger Akzent gegen unsere Wegwerfgesellschaft gesetzt. Und vor allem wird hier Bedürftigen menschlich und effektiv geholfen. Deshalb ist die Dachauer Tafel auch ein Kernstück des Leistungsangebots des BRK-Kreisverbandes Dachau.“

Wer sich ehrenamtlich in der Gemeinschaft „Wohlfahrts- und Sozialarbeit“ engagieren möchte, kann sich an den BRK-Kreisverband vor Ort wenden (www.brk.de/ehrenamt) und sich in vielfältiger Weise einbringen.

Staatsministerin Ulrike Scharf (Mitte), dahinter Bernhard Seidenath. Von links: Gertrud Friess-Ott, Edda Drittenpreis, Timo Weiersmüller, Bernhard Peterke, Angelika Gumowski und BRK-Präsidentin Angelika Schorer.Heiner Weiß am Herd. Bernhard Peterke, Gertrud Friess-Ott, Ulrike Scharf, Bernhard Seidenath und Angelika Schorer