Dachau – Die Straftaten in Bezug auf Senioren nehmen stetig zu, die Maschen der Straftäter werden immer ausgeklügelter. Aus diesem Grund veranstaltete der BRK Kreisverband Dachau in Kooperation mit der Polizeiinspektion Dachau im Rotkreuzsaal einen Präventionsnachmittag.
Bei Kaffee und Kuchen klärten die beiden Polizeihauptmeisterinnen Anja Nitsche und Elke Sigl rund zehn Seniorinnen und Senioren sowie deren Angehörige über die Gefahren am Telefon und an der Haustür auf. Die Veranstaltung wurde von Alex Halas initiiert und mit tatkräftiger Unterstützung von Roland Haimbacher für den Bereich Hausnotruf und Silvia Große für den Bereich Menüservice umgesetzt. Bei der Organisation haben Nancy Kotte-Krause und Nicole Eichiner mitgeholfen.
„Die Methoden werden immer unverschämter, um an Geld zu kommen“, sagte Polizeihauptmeisterin Elke Sigl. Dazu gehören Enkeltricks, Schockanrufe, Messengerbetrug über WhatsApp und falsche Polizeibeamte. Im Jahr 2022 gingen in der Polizeiinspektion Dachau 233 Betrugsmeldungen ein, „davon waren 26 erfolgreich“, berichtete Anja Nitsche. Allein mit diesen 26 Anrufen konnten die Täter insgesamt 270.000 Euro erbeuten. Die Zahl sei Dank der Aufklärungskampagnen im Vergleich zum Jahr davor zwar rückläufig, so die beiden Beamtinnen. Gleichwohl setzt die Polizei auf noch mehr Aufklärung, um die Bürgerinnen und Bürger besser zu schützen. Der Enkeltrick oder auch Schockanrufe, bei denen eine Person am Telefon bitterlich weint und eine entsetzliche Geschichte berichtet wird, kommen sehr häufig vor. Diese Anrufe sind perfide und dienen dazu, um die Konten zu leeren. Auf die Frage „Weißt Du wer hier ist?“ niemals den Namen des eigenen Kindes am Telefon nennen, sondern sofort auflegen, rät die Beamtin. „Die Betrüger wissen nicht, wie Ihr Sohn oder Ihre Tochter heißt.“ Heulend klingt jede Stimme anders, erklärte Sigl. Die Angerufenen unter Stress zu setzen und dann eine Überweisung zu veranlassen, sei das Ziel. „Wenn Sie hören, dass Ihre Tochter oder Ihr Sohn in großer Not sind, dann tun Sie nämlich alles, um zu helfen“, so Elke Sigl. Denn damit treffen die Kriminellen die Urinstinkte der Eltern. „Im Schockmoment ist man zu vielem bereit und fällt darauf herein. Das Gehirn setzt dann aus“, erläuterte sie. Die Betrugsmasche ist hinterhältig: „Ihre Tochter hat eine schwangere 30jährige überfahren, die zwei kleine Kinder hinterlässt.“ Um sie vor einer Haft zu bewahren, soll dann sofort eine Kaution bezahlt werden. Oft werden die Opfer stundenlang am Telefon gehalten und psychisch massiv unter Druck gesetzt. Die erste Überweisung funktioniert meistens nicht, aber die zweite geht auf ein Konto ins Ausland und das Geld ist unwiederbringlich weg. Beim Verdacht, dass es sich um einen „falschen Polizeibeamten“ handeln könnte, der da vor der Haustür steht und Geld abholen möchte, solle man sich auf jeden Fall den Dienstausweis zeigen lassen. „Es gibt keine Kaution, nur im amerikanischen Krimi“, so Anja Nitsche, „kein Polizist holt Geld oder Wertgegenstände ab.“ Zur Demonstration ließen die beiden Polizistinnen ihre Ausweise herumgehen. „Wir sind die Polizei zum Anfassen“, lachten sie. Auch WhatsApp ist beliebt, um Geld abzugreifen. Der Inhalt der Nachricht lautet dann in etwa so: „Hallo Papa, ich habe eine neue Handynummer. Meine Bankverbindung funktioniert nicht, kannst du bitte Geld für mich überweisen?“ Solche Nachrichten solle man sofort löschen, rieten die Polizeibeamtinnen. Auch am Computer solle man mit seinen Daten sehr vorsichtig sein. Emails mit Gewinnversprechen, bei denen man am Ende seine Kontoverbindung angeben soll, ebenfalls löschen. „Eine Freundin von mir hat auf diese Weise ungewollt ein Zeitungsabonnement für ein Jahr abgeschlossen“, berichtete Anja Nitsche. Zum Abschluss sagte sie: „Wenn Ihnen so etwas passiert ist, schämen Sie sich nicht, sondern erzählen Sie es weiter.“ Die Anwesenden waren vom Vortrag begeistert und stellten im Anschluss noch viele Fragen.