Dachau – Der Rettungsdienst ist weg, die Polizei auch und nun? Nach einem plötzlichen Not- oder Unglücksfall sind die Betroffenen meist sich selbst überlassen. In diesem Fall ist die Hilfe eines Kriseninterventionsteams gefragt. Die Einsätze, bei denen die Psychosoziale Notversorgung (PSNV) des BRK Dachau benötigt wird, nehmen seit Jahren zu. Günther Ries, Fachdienstleiter des PSNV-Teams, zieht eine Bilanz: „Im Jahr 2000 hatten wir 43 Einsätze mit 153 Menschen, die betreut wurden. 2022 waren es bereits 77 Einsätze mit 282 betreuten Menschen.“ Um in Dachau und dem Landkreis weiter Menschen in Notlagen betreuen zu können, sucht das PSNV-Team des BRK Dachau interessierte Frauen und Männer von 23 bis 60 Jahren, die sich ehrenamtlich im Kriseninterventionsteam engagieren wollen.
Günther Ries war bei vielen Einsätzen dabei. Immer geht es um Menschen, die zumeist unvorbereitet durch plötzlich eintretende Not- und Unglücksfälle aus der Normalität ihres Lebens herausgerissen werden. Das kann zum Beispiel der plötzliche Tod eines Familienmitglieds, die Beteiligung an einem tödlichen Unfall oder der Empfang einer Todesnachricht sein. Günther Ries beschreibt: „In solchen Extremsituationen reagiert jeder Mensch anders. Der eine läuft raus, der andere sitzt da und sagt gar nichts. Viele können gar nicht wahrhaben, dass der Tod jetzt plötzlich die Realität ist.“ Dann ist es sinnvoll Hilfe zu leisten, um Halt, Stabilität und Orientierung für die betroffenen Personen wieder herzustellen. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer fragen auch nach Verwandten oder guten Freunden, die verständigt werden sollen, und zeigen auf, wie es organisatorisch weitergeht. „Wir hören zu, versuchen die nächsten Tage zu strukturieren, geben den Betroffenen Informationen über weitere professionelle Hilfe. Durch das PSNV-Team bleibt niemand allein“, erklärt Günther Ries.
Voraussetzungen für diese anspruchsvolle ehrenamtliche Tätigkeit sind Interesse an der Krisenintervention, persönliche Stabilität, Zeitressourcen sowie Einsatzbereitschaft. Nach einem Erstgespräch wird von beiden Seiten entschieden, ob man sich als Helfer/in für die Arbeit eignet. Eine intensive Ausbildung folgt. „Piepser und Handy sind unsere Alarmierungsmittel“, erläutert Günther Ries. Während der Bereitschaft müssen die Helfer also nicht zu Hause sitzen und warten, bis etwas passiert. Sie dürfen sich im ganzen Landkreis bewegen.
Das PSNV-Team wird ausschließlich vom Rettungsdienst, der Polizei, dem THW oder der Feuerwehr über die Integrierte Leitstelle alarmiert. Die Bereitschaftszeiten sind immer an den Wochenenden von Freitagabend 20 Uhr bis Sonntagabend 20 Uhr und an den Feiertagen. Dienstag- und Donnerstagnacht von 20 bis 7 Uhr unterstützt die PSNV die Notfallseelsorge. Den Rest des Jahres deckt die Notfallseelsorge allein ab. Das PSNV-Team des BRK Dachau arbeitet ehrenamtlich und finanziert sich ausschließlich über Spenden.
Das Leitungsteam freut sich sehr über Interessenten, die sich bitte melden über: fd.psnv@kvdachau.brk.de