Die angebotene Tasse Kaffee schlug Oberbürgermeister Florian Hartmann aus. „Wie soll das gehen mit Maske vor dem Gesicht?“, fragte er und konzentrierte sich lieber auf den Lagebericht. Seitdem am 18. März in Bayern der Katastrophenfall ausgerufen wurde, findet täglich im Stabsraum am Rotkreuzplatz eine zweistündige Sitzung des BRK-Katastrophenschutzes statt. Die aktuelle Krisenlage wird dargestellt, diskutiert und bewertet. Einsatzstärken können somit täglich angepasst und notwendige Maßnahmen sofort eingeleitet werden, um die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger zu schützen. Florian Hartmann stattete dem Einsatzstab des BRK Dachau einen Besuch ab, um sich von den Aufgaben und der Dynamik im Rettungsdienst ein Bild zu machen und eine sachliche Prognose über die weitere Entwicklung in der Corona-Krise in Dachau einzuholen.
Technik und Kommunikation an erster Stelle
Der Stabsraum ist mit PC-Arbeitsplätzen und Internetzugang, Beamer, Flipchart, Metaplanwand, Kartenmaterial, Drucker, Telefon für die Einsatzleitung, Schreibfächern und einer rotleuchtenden Digitaluhr mit Sekundenanzeige, Datum und Außentemperatur ausgestattet. Technik und Kommunikation stehen hier an erster Stelle. An hufeisenförmig angeordneten Tischen sitzen die Einsatzleitung und die Stabsmitglieder. Den Vorsitz haben die beiden Leiter des Stabes Dennis Behrendt und Paul Polyfka. Jeweils zwei beziehungsweise drei Stabsmitglieder vertreten die Bereiche: S 1 Personal (Benny Sanchez und Bettina Kugler), S 2 Lage (Christian Liebl und Melanie Fritsch), S3 Einsatz (Reinhard Weber und Philipp Sosna), S 4 Versorgung (Diana Tielman, Angelika Gumowski und Lisa Allert), S 5 Presse (Bärbel Schäfer und Oliver Welter) sowie S 6 Information und Kommunikation (Sebastian Hörnig, Andreas Fritsch und Simon Wetzstein). Um den nötigen Abstand wahren zu können, sitzt aus einem Sachbereich immer nur ein Mitglied am Tisch. Alle tragen eine Mund-Nasen-Maske. Die jeweiligen Vertreter*innen sind im Videochat akustisch und visuell zugeschaltet. Nach dem Lagebericht mit Infiziertenzahlen, verfügbaren Intensivbetten, Anzahl der Einsatzkräfte und aktuellen Geschehnissen wie beispielsweise der Sperrung des Dachauer Klinikums tragen die Stabsmitglieder die Neuigkeiten zu ihren Aufgaben vor, beispielsweise, um an Masken für die Kitas zu kommen und Schutzkleidung für den Rettungsdienst zu besorgen (S 4), den Einsatz freiwilliger Helfer (S 1) und die Konzepterstellung für die Notfallversorgung des geplanten Hilfskrankenhauses (S 3). Jede Sitzung wird im Ablauf moderiert und protokolliert.
Schnelle Entscheidungen sind notwendig
Stabsleiter und BRK-Katastrophenschutzbeauftragte Dennis Behrendt berichtet über die Treffen im Landratsamt und von der Lage im Klinikum. Diskutiert wird über notwendige Entscheidungen wie die Beschränkung des Helfers vor Ort auf Unfälle mit Notarzteinsatz und das Notfallmanagement für Patienten in dem geplanten Hilfskrankenhaus mit den entsprechenden Dienstplänen. Die Anforderungen an den Rettungsdienst können bei einem Corona-Patienten besonders hoch sein. „Der Patient muss generell verlegungsfähig sein, denn sein Zustand kann sich innerhalb von Minuten verschlechtern. Da müssen wir schnell reagieren können. Dazu kommt, dass er infektiös ist und unsere Einsatzkräfte sich selbst vor einer Ansteckung schützen müssen“, erläutert der BRK-Kreisgeschäftsführer Paul Polyfka. Doch die Beschaffung von Schutzmaterial für die Einsatzkräfte ist nach wie vor kritisch. Trotz mittlerweile staatlicher Zuteilung sind Schutzbrillen, Kittel und FFP 2-Masken mit Filter Mangelware. „Da sind alle Hilfsorganisationen nach wie vor fast sich selbst überlassen“, bedauert Dennis Behrendt.
Oberbürgermeister Florian Hartmann hörte interessiert zu und fragte, ob es aus dem Corona-Hot-Spot Heinsberg schon Erkenntnisse über den Verlauf von Infektionszahlen gäbe. Sein Interesse ist verständlich, denn die Stadt Dachau hat im Landkreis die meisten Infizierten, wenn der Anstieg der Neuinfektionen auch kontrolliert verlaufe. „Wenn sich die Leute an Ostern nicht an die Kontaktbeschränkungen halten, haben wir in zwei Wochen einen enormen Anstieg an Infizierten und damit auch an Patienten“, gab Dennis Behrendt zu bedenken. Sofern dieses Szenario eintreten würde, so könnte der Schritt zurück zur Normalität wohl noch eine Weile dauern, meinte Florian Hartmann.