Ein altes, zierlich kleines Mütterchen schiebt eine Karre vor sich her. In der Karre türmt sich Grünfutter für ihre einzige Kuh. Die Karre ist schwer, das Mütterchen geht fünf Schritte, dann muss es rasten, zupft das Kopftuch zurecht, wischt sich den Schweiß ab. Quälend langsam wandert die alte Frau am Straßenrand entlang. Gegenüber glitzert in einem nagelneu eingerichteten Laden eine bunte Warenwelt: Hochwertige Spirituosen, feinste Liköre und Öle. Die Ukraine ist ein Land der Gegensätze. Auf der einen Seite Geschäfte mit exklusiven Waren und Neubauten, wohin man sieht - auf der Schattenseite himmelschreiende Armut und Hilfsbedürftigkeit. Besonders die alten Menschen sind davon betroffen.
Das vom Dachauer Roten Kreuz gestartete Projekt "Krankenschwestern für Iwano Frankiwsk" greift genau an der richtigen Stelle an. Sponsoren aus Dachau finanzieren über das BRK acht Krankenschwestern, die bis zu 160 alleinstehende, pflegebedürftige Seniorinnen und Senioren in Iwano Frankiwsk betreuen. Peter Sedlmair und Hans Ramsteiner haben im Rahmen eines Hilfstransports der Auslandsgruppe des BRK Dachau die von den Dachauer Spendern finanzierten Krankenschwestern besucht und sich davon überzeugt, wie die Hilfe ankommt. „Ohne diese Betreuung wären die alten Menschen völlig allein gelassen und hilflos“, betont Hans Ramsteiner, der das Krankenschwestern-Projekt leitet. „Die Kosten für Wohnung und Medikamente fressen nahezu die gesamte Rente auf. Zum Leben bleibt da nicht mehr viel.“ 20 Tonnen Hilfsgüter haben die Dachauer Helferinnen und Helfer vor kurzem nach Iwano Frankiwsk in der Westukraine gebracht. Besonders wertvoll waren diesmal 22 Pflegebetten eines Dachauer Altenheimes, die routinemäßig ausgesondert und dem BRK zur Verfügung gestellt wurden. Ein Segen für die ukrainischen Altenheime, die vom Staat lediglich Personalkosten, Verpflegung, Energiekosten und einen Teil der Medikamente finanziert bekommen. Ausstattung und Gebäudeunterhalt müssen über private Sponsoren gewonnen werden.
Insgesamt ist die Lebenssituation von alten Menschen, insbesondere der alleinstehenden Frauen katastrophal, stellt Peter Sedlmair besorgt fest. Seit vielen Jahren leitet und organisiert er die Hilfstransport in die Ukraine. Die Einzelschicksale sind erschütternd. Von gerade mal umgerechnet 90 Euro lebt Ivanka. Sie ist 62 Jahre alt und lebt allein in ihrer alten Wohnung in Iwano Frankiwsk. Sie leidet an offenen Beinen und as Gehen fällt ihr so schwer, dass sie ihre Wohnung nicht mehr verlassen kann. Weil das Geld hinten und vorne nicht reicht, hat sie den Gasanschluss abklemmen lassen. In ihrer Wohnung steht ein Kachelofen, mit dessen Hilfe hofft sie, den Winter zu überstehen. Wie sie allerdings das dafür notwendige Holz in den vierten Stock schaffen will, ist ein Rätsel. Eine andere Patientin hat einen Schlaganfall erlitten und liegt den ganzen Tag im Bett. Sie benötigt Inkontinenzhilfen. Diese sind jedoch für ihre Rente viel zu teuer, eine Einlage am Tag muss ausreichen. So trocknen die benutzten Einlagen auf der Fensterbank. Walerij Startschenko, der Vorsitzende des Gebietskomitees des ukrainischen Roten Kreuzes in Iwano Frankiwsk steht der Situation hilflos gegenüber: "Der Staat hat jede Unterstützung des Ukrainischen Roten Kreuzes eingestellt. Ohne die Dachauer könnten wir niemals eine derart wertvolle Betreuung leisten."
Wer spenden möchte: Volksbank Raiffeisenbank Dachau eG - IBAN: DE98 7009 1500 0000 0259 09 BIC: GENODEF1DCA Sparkasse Dachau - IBAN: DE97 7005 1540 0000 9234 66 BIC: BYLADEM1DAH Kennwort: Krankenschwestern für Iwano Frankiwsk.