Dachau – „Kein Fall ist wie der andere. Jeder Mensch reagiert auf ein belastendes Ereignis unterschiedlich stark“, berichtet Günther Ries. Der Dachauer ist Teamleiter des Kriseninterventionsteams des BRK Dachau. Das KIT besteht neben Günther Ries aus Laura Diepold, Ursula Kiening, Birgitta Huber und Petra Flingelli. Als Kriseninterventionsberater betreuen sie im Dachauer Landkreis ehrenamtlich Menschen, die nach einem Notfallereignis unter einer starken seelischen Belastung stehen oder sich in einer psychischen Schocksituation befinden. „Oft geht es dabei um einen Todesfall, wie zum Beispiel beiplötzlichem Kindstod oder nach einem Suizid“, berichtet Ursula Kiening. Sie engagiert sich seit fünf Jahren für das KIT. Laura Diepold, Unternehmerin und Mutter von vier Söhnen, ist seit drei Jahren dabei. Günther Ries engagiert sich seit 46 Jahren beim BRK.
Vor sechs Jahren wurde das BRK- KIT Dachau zusammen mit dem Malteser - KIT Dachau ins Leben gerufen, um die bis dahin alleine agierende Notfallseelsorge zu entlasten. Seit dem 1.1.2012 wird die so genannte „PSNV“ ( psychosoziale Notfallversorgung ) von den drei Organisationen im Wechsel gewährleistet.
Struktur schaffen nach einem Schockerlebnis
Auch wenn ein Familienangehöriger vermisst wird, oder nach einem Gewaltdelikt steht das KIT den Betroffenen in den ersten Stunden bei. In einer ersten Schocksituation ist ein besonnener Ansprechpartner besonders wichtig. „Wir bringen Struktur in die ersten kritischen Stunden“, berichtet Laura Diepold. „Todesnachrichten werden nur von der Polizei überbracht und nicht von uns. Wir unterstützen nur dabei.“
Aber wenn Polizei und Rettungskräfte wieder fahren müssen und sich die erste Aufregung gelegt hat, sind die Betroffenen in ihrer Akutsituation auf sich allein gestellt. Dann sind die Mitarbeiter des KIT im Gespräch für sie da. Dazu gehört auch, Angehörige oder Personen zu benachrichtigen, die den Betroffenen nahe stehen. Besteht der Bedarf an einer weitergehenden Betreuung, so sind die Helfer in der Lage, entsprechende Anlaufstellen zu nennen.
Fundierte Ausbildung für ehrenamtliche Helfer
Das KIT-Team arbeitet ausschließlich ehrenamtlich. In einem Notfall wird es von der Leitstelle oder den Einsatzkräften vor Ort benachrichtigt. Die Kriseninterventionsberater fahren immer zu zweit zum Einsatzort. Weil Mitarbeiter fehlen, sind die Teams zurzeit das ganze Wochenende im Einsatz, von Freitag 20 Uhr bis Sonntag 20 Uhr. „Jeder von uns deckt zwei bis drei Schichten ab“, berichtet Laura Diepold. Das Team ist mit Meldeempfängern ausgestattet. „Wir müssen nicht zu Hause sitzen, sondern können uns im Landkreis frei bewegen“, so die Helferin. Anfangs waren es beim KIT des BRK Dachau zehn Mitglieder, mittlerweile sind es nur mehr fünf. „Wir brauchen aber dringend noch weitere Unterstützung, um die steigende Zahl von Einsätzen zu bewältigen“, betont Günther Ries. Im vergangenen Jahr waren die Teams der PSNV bei rund 130 Notfällen im Dachauer Landkreis im Einsatz.
Die Mitglieder des KIT absolvieren eine fundierte Ausbildung, bestehend aus einem Grund- und einem Fachlehrgang mit zusammen über 100 Unterrichtsstunden, die mit einer mündlichen, schriftlichen und praktischen Prüfung abschließen. In einer Hospitationsphase sammeln die KIT-Mitarbeiter erste praktische Erfahrungen,bevor sie zum ersten Einsatz geschickt werden. Das KIT-Team arbeitet ausschließlich ehrenamtlich und noch werden die Einsätze mit dem privaten PKW gefahren.
„An dieser Stelle geht unser herzlicher Dank nochmals an die Sparkasse Dachau, den Lions Club Dachau und all die anderen Gönner für ihre großzügigen Spenden, mit denen sie unsere Arbeit anerkennen und unterstützen“, so Ries.
Herzensbildung und gesunder Menschenverstand
Nicht jeder ist in einer seelischen Notlage als Kriseninterventionsberater geeignet. Neben Einfühlungsvermögen und Empathie sind psychische Belastbarkeit und die Fähigkeit, ruhig zu bleiben, sehr wichtig, denn jeder Betroffene reagiert auf eine schlimme Nachricht unterschiedlich.
Wie gehen die KIT-Mitarbeiter mit der eigenen seelischen Belastung um? „Zur Verarbeitung der Ereignisse finden für das Team selbst regelmäßige Fortbildungen und Supervisionen statt“, betont Günther Ries.
„Wir leisten Erste Hilfe für die Seele, deshalb sollte man psychisch stabil sein“, betont Laura Diepold. Ursula Kiening beschreibt es so: „Als Krisen-interventionsberater braucht man Herzensbildung und gesunden Menschenverstand.“
Das KIT des BRK Dachau sucht dringend Verstärkung: Interessierte wenden sich per Email an: kit-dachau-brk@gmx.de oder telefonisch an Günther Ries 0172/ 8913327.